Mittwoch, 31. Juli 2013

#62

WO SIND DENN NUR ALL DIE BUNTEN FARBEN?

Ich hab sie lang nicht mehr gesehen

Ein einziger junger Mann tritt auf die kleine Bühne. Ich bin etwas erstaunt, dies ist kein gewöhnliches Konzert. Ein Sitzkonzert, denn einige Menschen sitzen vor mir auf dem Boden, doch ich will nicht auf dem Boden sitzen, ich will diesem Mann in die Augen schauen können. Er war alleine. Alleine mit seiner Gitarre, einem Laptop und einem Barhocker. Und dann beginnt er zu spielen...er spielt nicht außergewöhnlich gut Gitarre. Er singt auch nicht außergewöhnlich gut. Es ist im Grunde nichts Besonderes, nein. Und trotzdem ergreift es mich, wie ich schon lange nicht mehr ergriffen wurde. Also was mache ich? Ich lasse mich fallen - in Gedanken. Und werde aufgefangen und geküsst von einem Gefühl, das ich früher gefühlt habe. LIEBE - LEBEN - HOFFNUNG. 
Ich öffne meine Augen wieder. Ein Lächeln in meinem Gesicht. Ein Lachen in meinen Augen. Liebe in meinen Herzen. Ich will wieder glücklich sein und das ist meine Entscheidung.
Ich war wieder viel zu lange, viel zu traurig. Ich will das Leben wieder sehen mit seinen Wundern. Ich will es nüchtern betrachten, den Schmerz wahrnehmen, doch ich will mir von diesem Schmerz nicht mehr mein Glück stehlen lassen - auch wenn das heißt, dass Konzerte meine Therapie sein werden. 
Und verdammt nochmal, jeder ist hier eingeladen mit mir diesen Weg zurück ins Leben zu suchen und zu finden. 
Und verdammt nochmal, ich hole mir das was ich haben will, auch wenn ich weiß, dass ich es nicht haben kann. 
Und verdammt nochmal, ich werde wieder lernen zu kämpfen, selbst wenn es heißt, dass ich immer wieder harte Rückschläge ertragen muss. 
Und verdammt nochmal, ich werde wieder lieben können, auch wenn es noch lange dauernd wird, bis der Schmerz verschwindet. 
Und verdammt nochmal, wenn das Leben mir kein Glück gönnt, dann gönne ich mir es selber!
Und verdammt nochmal, ich lebe noch!

"Am Ende wird alles gut - und wenn es noch nicht gut ist, ist es auch noch nicht zu Ende."


Montag, 29. Juli 2013

#61

WIR GLAUBEN NOCH AN WUNDER

aber nicht mehr an uns selbst

 


 

In der E-Mail steht sein Name, seine Telefonnummer und seine Adresse. Ich hab ihm geschrieben, nach Informationen gebeten und er hat mir in wenigen Stunden geantwortet, mich zu einem kostenlosen Erstgespräch eingeladen. Ich müsse nur anrufen und er würde sich mit mir einen Termin ausmachen. Die Nummer hab ich auf einen kleinen grünen Zettel geschrieben, den ich nervös zwischen meinen Fingern spielen lasse, während ich immer und immer wieder seine Homepage durchforste. "Soll ich? Soll ich nicht? Soll ich wirklich?"
Ich hätte doch gar keinen Grund dazu, dass es mir schlecht geht. Vor etwas mehr als einem Jahr war ich mir noch ganz sicher, dass ich das Leben nur noch schön sehen will - geht das nicht nochmal? Kann ich das nicht alleine in dem Griff bekommen? Es gibt so viele Menschen, die wirklich Probleme haben - wieso sollte ich mir dann herausnehmen dürfen, professionelle Hilfe aufzusuchen? Je mehr ich darüber nachdenke, desto lächerlicher erscheint mir der Gedanke, jemanden dafür zu bezahlen sich meine Problemchen anzuhören und aus den Weg zu räumen, die ich selber genausogut aus den Weg räumen könnte. Ich bin einfach nur zu faul, zu träge, zu müde es selbst zu machen. Geschieht mir ganz recht, wenn es mir dann schlecht geht. Andererseits...vielleicht hat er die Anleitung für mich, wie ich das Leben wieder lebenswert machen kann. Ich weiß es nicht. 
Soll ich? Soll ich nicht? Soll ich wirklich? Ich möchte mich am liebsten selber auslachen, für meine Unfähigkeit. Völlig absurd. Ich lege den Zettel zur Seite - doch aus den Augenwinkeln beobachte ich ihn noch, wie er mich anstarrt. 
Greeney hat gesagt ich soll zum Arzt gehen - er wollte dass ich es ihm verspreche. Ich kann das nicht. Aber die Stimmen in meinem Kopf werden nicht leiser. C l i v e wird nicht leiser. Und die Klingen werden nicht stumpfer. Wie sehr ich sie hasse. Wie sehr ich mich dafür hasse. 


Sonntag, 28. Juli 2013

#60

DER HÄRTESTE KAMPF, DEN DU ZU GEWINNEN HAST

ist der Kampf gegen dich selbst

 

 

Weinend sitzt sie neben mir im Auto und schaltet einen Gang runter. Der Motor des weißen OPEL  heult auf. 
"Ich dachte du wärst anders als die anderen", sie schluchzt "aber du bist genauso mies und falsch wie all die anderen!"
Und damit hat sie recht. Ich hab sie gestern Nacht einfach stehen lassen, nachdem sie mich mit jemanden mehr oder minder verkuppelt hat. Ich kam mir abgeschoben vor, hab sie falsch verstanden und schlussendlich enttäuscht. Ich bin ein mieses kleines Arschloch. Ich kann mich sooft entschuldigen wie ich möchte, der Schmerz, den sie verspürt, wird deswegen auch nicht leichter zu ertragen. Ich habe sie enttäuscht. Wie schon so oft. Ich enttäusche meine Mitmenschen, vielleicht bin ich deswegen alleine. Ein für allemal wird mir klar, dass meine Umwelt und ich eindeutig besser dran sind, wenn ich nichts mehr mit ihnen mache. Wenn ich mich zurückziehe in mein Zimmer, nur noch alleine fort gehe. Alleine fühle ich mich wohl in meiner Haut, ich muss auf niemanden Acht geben. Ich kann das tun, wonach ich Lust habe und muss nicht Rücksicht auf anderer Bedürfnisse nehmen. Und genau diese Worte lassen mich wieder erkennen, was für ein egoistisches Miststück ich bin - aber ich kann nicht aus meiner Haut. Je mehr ich mich um Menschen, die ich liebe bemühe, desto mehr Schmerzen füge ich ihnen hinzu. Darum wird es besser sein ich unterlasse das in Zukunft. Ich komme besser alleine zurecht. 

Mein Leben kotzt mich an - und es kann nur besser werden, wenn ich etwas dagegen unternehme. Es kann unmöglich von heute auf morgen gehen, aber ich werde wieder Schritt für Schritt zurückfinden ins Leben, auch wenn ich dann alleine bin. Was soll's...
Tief im Inneren liebe ich dieses Leben, das weiß ich ganz genau. Tief in mir liebe ich mich so wie ich nun mal bin, auch wenn ich hin und wieder eine Hure bin. Tief in meiner Seele wünsche ich mir nur geliebt zu werden, auch wenn es wieder so weh tun wird. Ich bereue vieles was ich gemacht, getan und gesagt habe - aber ich kann nichts ungeschehen machen, so sehr ich es mir wünschen würde. Also was habe ich für eine Wahl? Genau - im Grunde keine. Außer mich zu entschließen zu leben und aufzuhören mich selber so zu bemitleiden. Der Weg wird hart. Ich hasse zu sehr, als dass es leicht sein könnte. Aber ich liebe zu sehr, um diesen Weg einfach aufgeben zu wollen. 




Donnerstag, 25. Juli 2013

#59

IT'S WHAT YOU FEEL, BUT CAN'T ARTICULATE OUT LOAD

Oh you go to sleep on your own and you wake each day with your thoughts

 




Irgendwie bin ich ja glücklich...

Der Ruhmreiche hat mir heute geschrieben, ich hab ihn schon mal erwähnt - R. 
Er hat mir eine SMS geschrieben.

"Guten Morgen schöne Frau."

Wortlos und erstaunt starrte ich die SMS an bevor meine Finger ganz von alleine eine Antwort tippten. 
"Guten Morgen. Wo? Meinst du mich??"
"Nein, den Papst - natürlich dich, was glaubst du denn? ;)"

 - wenn du nur die versteckten Stellen meines Körpers sehen könntest - 

Wenig später kam eine SMS von einer Freundin: 
"Hey Nanouk, was machst du heute? Hast du Lust später mit mir zum See zu fahren?"
Sie wollte tatsächlich...tatsächlich mit MIR...mit mir etwas unternehmen? 
Ich freute mich, auch wenn ich leider keine Zeit hatte. 

So schön diese Aufmerksamkeit war, ich traue ihr gleichzeitig nicht und bin deshalb traurig.
Wo ist die alte Nanouk hin? Jene Nanouk, die alle Menschen geliebt hatte und jedem Vertrauen entgegenbrachte, weil sie vom guten Kern des Menschen überzeugt war?
Ja - wo ist sie hin? 


 

Dienstag, 23. Juli 2013

#58

DIE ANGST ZU ENTTÄUSCHEN UND ZU VERSAGEN

treibt dich in ihr Regiment

 




 Die rote Brücke ist wie ein Schrei in der Landschaft, der zuerst grell und laut scheint, dann aber kläglich in seiner Umgebung versumpft. Die Brücke, sie gehört hier her, doch sie passt hier nicht rein. Heute früh stand ein Mädchen mit ihrem Hund auf dieser schmalen Brücke und blickte ins Wasser. Man konnte den Grund des Flusses nicht erkennen, denn das Wasser war beinahe schon schwarz. Es war schwarz, dreckig und eklig, und doch trug es in sich diese Schönheit. Der Fluss lief so sanft vor sich hin, trug Blätter mit sich weiter in seine Richtung. Das Mädchen sah einer Feder hinterher, die sie zuvor am Weg gefunden hatte und ins Wasser fallen ließ. Es war eine weiße, weiche Entenfeder. Sie ließ sie einafch aus ihrer Hand fallen und starrte ihr hinterher. Minutenlang. Selbst als die Feder schon längst nicht mehr zu sehen war, sah sie ihr hinterher. C l i v e stand wieder neben ihr, doch er sagte nichts. Aber er wollte sie auch nicht mit ihren Gedanken alleine lassen. Seine Hand suchte den Weg nach ihrer Hand. Jedoch als sie seine Fingerspitzen auf ihrem Handrücken spürte, zog sie ihre Hand blitzschnell weg und steckte sie in ihre Jackentasche. Den Blick gen den Boden gesenkt ging sie jetzt eiligst an ihm vorbei, der Hund sprang freudig neben ihr her. Freute sich darüber, dass sie endlich weitergingen. 
C l i v e ging ihr hinterher. Er hatte heute nichts zu sagen, denn das Mädchen redete heute mich sich selbst. Wurde geplagt von Selbstzweifel und Selbsthass. Heute braucht C l i v e da nicht nachhelfen. Heute machte sie sich alleine fertig. 


"Und in welchem Schulfach warst du besonders?"
"Falsche Frage um mich kennen zu lernen - in keinem."

"Ja, wir sind eben sehr begehrt."
"Na, wenn ihr heute so begehrt seit, dann kann ich jetzt eh endlich schlafen und brauch dir nicht mehr schreiben."
"Eigentlich schon, ja." [...] "Fräulein?"

"Ich habe meinen Trip jetzt fest geplant."
"Als ob du das alleine schaffen kannst."

"Und mit welchen Fahrrad fährst du?"
"Na, mit meinem."
"Das ist nicht dein Ernst oder?"

"Ich weiß, fragen ist zwecklos, hast du trotzdem Lust mit mir was zu unternehmen?"
"Ich habe keine Zeit."
"Ok."

"Ich denke, jene Menschen die kaum Freunde haben, sind am meisten davon betroffen."
"Mhm...da hast du wahrscheinlich recht."

"Hey wie geht es dir? Darf ich mal vorbeikommen, hätte gerne wieder mal eine Reitstunde bei dir"

"...Gesehen um 13:44 - keine Antwort"

"Leute, am Freitag wäre jenes und dieses Event - wenn ihr Lust habt könnt ihr zuerst bei mir vorbeikommen und dann gehen wir da gemeinsam hin?"
Gesehen von 7 Leute - keine Antwort. 


NICHT ZU FRAGEN KANN DIE ANTWORT SEIN...
ich hab es satt.




 

Montag, 22. Juli 2013

#57

WHEN I WAS A VERY SMALL BOY - VERY SMALL BOYS TALKED TO ME

Now that we've grown up together - They're afraid of what they see 

 



"Nichts verschaffte mir Erleichterung. Bald wurde alles schal: noch ein Sonnenaufgang, Heldenleben, große Liebe, Krieg, Entdeckungen, die Menschen übereinander machen. Das Einzige, was mich nicht langweilte, war natürlich, wie viel Tim Price verdiente, doch die Selbstverständlichkeit dessen langweilte mich auch wieder. In mir war kein klares, greifbares Gefühl außer Gier und vielleicht noch grenzenloser Abscheu. Ich hatte alle äußeren Kennzeichen eines menschlichen Wesens - Fleisch, Blut, Haut, Haare -, aber meine Entmenschlichung war so gravierend, reichte so tief, dass die Fähigkeit zur Anteilnahme abgetötet, einem schleichenden, zielstrebigen Verfall zum Opfer gefallen war. Ich imitierte einfach die Wirklichkeit, die grobe Karikatur eines menschlichen Wesens, und nur ein düsterer Winkel meines Hirns blieb im Betrieb."

...

"Der Geruch von Fleisch und Blut durchdringt die Eigentumswohnung, bis er mir kaum noch auffällt. Und später werden mir meine makaberen Freuden sauer, und ich weine vor mich hin, unfähig, in all dem Trost zu finden, laut aufschluchzend: 'Ich will doch nur, dass man mich liebt', die Erde verfluchend, und alles, was man mich gelehrt hat: Prinzipien, Unterschiede, Entscheidungsfreiheit, Moral, Kompromisse, Bildung, Einheit, Gebet - alles davon war falsch, ohne tieferen Sinn. Alles, worauf es hinauslief, war: friss oder stirb. Ich sehe mein eigenes leeres Gesicht, dir körperlose Stimme dringt aus dem Mund: Wir leben in schrecklichen Zeiten."

...

"KEIN AUSGANG."
Bret Easton Ellis - AMERICAN PSYCHO




 
 

 

Sonntag, 21. Juli 2013

#56

IT'S NOT YOUR FAULT

It's my own fault.

 

 

Das Mädchen schaute nochmal auf die Uhr. Sie schrieb die Zeit zweiundzwanzig Uhr zweiundzwanzig. Sie konnte ihren traurigen Blick nicht davon lösen, denn irgendwer hatte ihr einmal gesagt, dass diese Zahlen eine Wünschezeit wären. Also schloss sie die Augen und wünschte sich etwas. Sie wünschte es sich ganz fest und konzentrierte sich darauf, bis sie hochschreckte und von einen Satz von ihrem Bürosessel machte. Es waren wieder Schreie - Streit. Ein Tür, die so fest zugeknallt wurde, dass sie glaubte für diese Sekunde des Knallen wäre ihr Herz stehen geblieben. Doch nein, es raste aufgeregt. Sie hatte Angst. Furchtbare Angst. Im Nebenzimmer wurde der Fernseher wieder aufgedreht. So laut, dass sie leicht mithören konnte, trotz leise laufender Musik. Ihre Musik. Das Einzige das ihr in diesem Zimmer noch von Bedeutung war. 
Mit einem Seufzen setzte sie sich wieder auf ihren Sessel und legte ihre Arme um die angewinkelten Beine. Sei starrte auf den flimmernden Laptop. Versuchte sich auf den Text vor ihr zu konzentrieren, doch es gelang ihr nicht. Immer wieder starrte sie auf die Uhr und bangte der Stunde entgegen. Doch je näher die Stunde kam und je schweigsamer ihr Handy blieb, desto trauriger wurde sie. Eine halbe Stunde, eine Stunde, eineinhalb Stunden. Sie gab sich auf. Suchte den Weg nach draußen auf den Balkon, kuschelte sich in ihren Sofasessel und zündete sich eine Zigarette an. 
"Du hattest doch nicht wirklich geglaubt, dass er kommen würde um dich zu holen?", lachte eine vertraute Stimme neben ihr.  
"Hallo Clive.", hauchte sie, seinen bissigen Kommentar ignorierend.   

"Kleines Mädchen - Wünsche gehen nunmal nicht in Erfüllung...", flüsterte er und ließ sie wieder alleine.


Donnerstag, 18. Juli 2013

#55

I TEAR MYSELF TO SHREADS TO PROVE THAT I'M SOMEONE 
THAT I COULD NEVER BE

Now these unsightly marks define me

 




Dies soll ein Text werden an alle Mütter dieser Welt. Dies soll ein Text werden an alle Väter dieser Welt. Dies soll ein Text werden an alle Söhne dieser Welt. Dies soll ein Text werden an alle Töchter dieser Welt. 
Jeder von uns ist jemandes Tochter oder jemandes Sohn. In der Regel sollten wir geliebt werden. In der Regel werden wir geliebt und es ist auch meistens die Regel. Die meisten Menschen genossen es in den Armen von Mutter und Vater aufzuwachsen. Sie haben sie mit ihren Brüdern und Schwestern geprügelt um dann wieder Hand in Hand zum Abendessen zu kommen. 
Einige von uns Menschen hatten das Glück Eltern zu haben, die sich um sie gekümmert haben. Sie gaben ihnen zu essen, zu trinken, ein Dach über den Kopf und etwas anzuziehen. Sie sorgten dafür, dass die Kinder auf gute Schulen kommen und nicht auf "die schiefe Bahn" abrutschen. Und dann gibt es noch diese Menschen, die von ihren Eltern völlig verwahrlost worden sind. Einige konnten daraus unglaubliche Kräfte schöpfen und sind wundervolle Menschen geworden. Andere sind daran zerbrochen und verzweifeln ein Leben lang darüber, warum Mutter und Vater ihr Kind nicht geliebt hatten und suchen immer wieder die Schuld bei sich selbst. 
Warum ich diesen Text hier verfassen?
Gestern Nacht, ich hatte immernoch dieses schneidende Geräusch in meinen Ohren, wenn das Messer die Haut entzweischneiden lässt, kauerte ich mich in mein Bett zusammen und der erste Gedanke, der mir in diesen Moment in den Sinn kam war: "Mama..."
Wo war sie? Wo war sie all die Jahre? Ich liebe meine Mutter wirklich wirklich sehr, ich bin ihr so dankbar, dass sie mir eine wohlbehütete Kindheit ermöglichte. 
Doch wo war die Liebe? Wo war die Liebe, nach der ich mich schon sehnte, seit ich denken konnte?
Und was war aus mir geworden...ein nichts...ein Häufchen Elend.

An alle Mütter die das hier lesen. Schaltet den Computer aus, steht auf und geht zu eurem Kind. Geht zu eurer wunderschönen Tochter und zu eurem wunderschönen Sohn und umarmt sie oder ihn. Nimm sie fest in deine Arme und verspreche ihnen, sie niemals loslassen zu wollen, weil du sie so sehr liebst. Dass deine Kinder nie in Versuchen geraten sollten, eine Klinge in die Hand zu nehmen, aus Verzweiflung darüber dass sie glauben nicht geliebt zu werden. 
An alle Schwestern und Brüder, die das hier lesen. Klappt den Laptop zu, geht zu euren Geschwistern und überrascht sie mit einer Umarmung, sodass sie fast das Gleichgewicht verlieren. Sagt ihnen wie wunderbar sie sind und dass ihr sie niemals verlieren wollt. Gebt ihnen niemals das Gefühl wertlos zu sein und ignoriert sie nie, sie sollen keine Angst davor haben sich euch anzuvertrauen. 
An alle Väter die das hier lesen. Beende deine Arbeit, gehe zu deiner Familie und nimm sie fest in deine starken Armen. Verspreche ihnen, dass du sie nie alleine lassen wirst und dass du immer für sie da sein wirst. Lass sie nie spüren, dass sie dir lästig sein könnten - das kann Kindheiten zerstören. 
An alle Freunde und Freundinnen, die das hier lesen. Lasst Facebook, Facebook sein und ruft eure Freundin an oder schreibt eurem besten Kumpel eine SMS, dass sie euch so wertvoll sind, wie ein Familienmitglied, denn ohne sie wäre das Leben erbärmlich klein. Lasst eine Freundschaft nicht verkümmern und erinnert euch daran, dass ein Freund nicht nur dazu da ist, euch aufzufangen, wenn es euch mal schlecht geht. Hände die euch auffangen sollen, brauchen ab und an eine andere Hand die sie nimmt und zeigt wie bunt und warm das Leben ist, wenn man es gemeinsam genießt. 
Zeigt euren liebsten Mitmenschen, wie wertvoll sie sind. Sie sind keine Selbstverständlichkeit.
Das Leben wäre so viel einfacher, wenn wir uns einander mehr Liebe geben würden. 
Das Leben wäre so viel weniger einsam. 


Ich kratze an meiner Wunde und denke: "Niemals soll mein Kind so einsam werden, wie es seine Mutter gerade ist!"



 

Mittwoch, 17. Juli 2013

#54

I TOLD YOU I WAS NOTHING BUT A HEARTBEAT



Ich wache auf. Mein Zimmer ist wie ein finsteres Loch in dem es unangenehm riecht. Ich sollte wieder mal aufräumen - schießt es mir durch den Kopf. 
Meine linke Hand bahnt sich einen weg unter der Decke hervor, die Wunde streift an der Decke und ich zucke zusammen. Trotzdem suche ich nach meinem Handy.  4:30 Uhr. Ich höre mich selber fluchen, eine Stunde noch bis ich bereits aufstehen muss. 
Am Display blinkt der kleine Briefumschlag. Ich starre es an, wünsche mir es würde aufhören zu blinken und denke darüber nach die SMS nicht zu öffnen. Ich ahnte bereits von wem sie sein könnte. 
Trotzdem öffnete ich sie:

R: "Soll ich dir etwas verraten?"
"Ja, bitte."
"Wirklich?"
"Ja komm schon, nun sag endlich."
"Ich erzähle es dir nur, wenn ich dazu Lust habe :P"
"Jaaa...und du HAST Lust dazu es mir zu erzählen. Sehr sogar, ich weiß das. ;)"
"Na gut, du hast mich erwischt. Ich wollte dir nur sagen, dass ich mich schon auf Freitag freue :)"

In diesem letzten Moment stehe ich gerade in einer Pferdebox. Des Zimmer, das mir mehr als unangenehm war, wurde getauscht gegen eine stinkende Pferdebox, dessen Geruch mich so vertraut war, dass ich mich jedes Mal wie zu Hause fühlte. Ich musste grinsen, als ich diese letzte SMS von ihm gelesen hatte. Ich stand da mit meiner Mistgabel, die aufgehende Sonne wärmte liebevoll mein Gesicht und ich musste grinsen, weil ich mich freute. Ich hab mich gefreut, dass er sich auf mich freut. Oder zumindest darauf, dass wir uns sehen werden. 
Ein ungeduldiges Schnauben riss mich aus meinen Gedanken, mir war gar nicht aufgefallen, dass ich einfach auf das bereits dunkle Handydisplay starrte und grinste. Meine Hand suchte die Mähne des Pferdes und klopfte seinen Hals liebevoll. Der Wallach stupste mich an, er wollte seine Box wieder betreten dürfen und deutete mir, dass ich schneller machen sollte. Während ich ihm mit den Fingerspitzen die Stirn kraulte und er es sich genussvoll gefallen ließ, schoss mir dieser Gedanken in den Kopf. Nein...das Lächeln erstarb. Ich freute mich auch darauf ihn zu sehen. Ich ließ die Hand sinken und der Wallach drehte sich wieder von mir weg. Nein, das durfte ich nicht, denn nie sollte er die Wahrheit über mich erfahren dürfen...

Meine Mutter macht deswegen voll den Aufstand - ich finde nicht, dass die Wunde so großartig schlimm ist. Meinungen? 






Sonntag, 14. Juli 2013

#53

NOCH NIE SO MÜDE AUFGEWACHT

noch nicht bereit für das was bleibt

"Was hast du denn da ein deinem Arm?"
"Wo, da?"
"Ja, was ist denn passiert, das sieht ja schrecklich aus."
"Das ist auf der Party letzte Nacht passiert. Jemand hat mir die Tür gegen den Arm geschlagen und mich mit der Türklinke versehentlich verletzt."
"Wir sollten es eincremen."
"Okay, Mama"
-kratz, kratz, kratz.-

Mittwoch, 10. Juli 2013

#52

UND SCHON WIEDER DIESES KOPFZERFICKENDE GEFÜHL

dieses: ich will nicht das du weißt, dass ich nicht weiß was ich will

Ich bin fertig. Fertig mit mir selber. Fertig mit dem was ich tue. Fertig mit dem was ich bin. Fertig mit dem was war. Fertig mit dem was ist. Fertig mit dem was sein wird. 
Ich fühle mich fertig. Erschöpft. Ermüdet. Ausgelaugt. Und doch wissend, dass es noch lange nicht zu Ende sein wird. Dass wir noch lange nicht fertig miteinander sind. Dass es immer wieder weh tun wird.
Alles, alles tut einfach unendlich weh. Der Schmerz über diese chronische Unzufriedenheit verfolgt mich überall hin mit. Er füllt den gesamten Raum aus, kriecht bis in die kleinste Ritze nur um mir zu verdeutlichen wie wertlos ich bin. Wie hilflos ich bin. 
Ich will schreien - doch ich spüre meinen Mund nicht. Ich will um mich schlagen - doch ich fühle meine Arme nicht mehr. Ich will wegrennen - doch ich spüre nichts in meinen Beinen. 
Ich will dünn sein - doch das ganze Fressen verschwindet wie von selber von meinem Teller. 
Ich mache mich selber schlecht um mich zu bestrafen. Wofür? Ja wofür bestrafe ich mich eigentlich?
Ich weiß es noch nicht mal, ich weiß nur, dass ich nur noch schlafen, schlafen, schlafen will...
Ich bin fertig. 
Ich brauche ein Pause. 
Eine Pause von dieser Diät. Eine Pause von den ganzen Menschen. Eine Pause von diesem Blog. Eine Pause von meinem Leben. 
Keine Angst, ich werde weiterhin eure schönen Blogs lesen, denn ihr schreibt so wunderschöne Geschichten <3
Doch hier um Seelenflug wird es nun ein bisschen ruhiger. Ich muss mich wieder sammeln. Ich muss ... ja was muss ich denn eigentlich?



"Kann ein Herz aus Gold sein, wenn es einfach rostet? [...] wenn ich ehrlich bin zu mir, es geht mir beschissen [...] meinem neuen Ego fehlen Grund und Boden [...] verdrängen und vergessen [...] es ist nicht leicht zu sehen, dass es bleibt wie es nie war [...] noch nie so müde aufgewacht [...]  frei und so gefangen dabei [...] NOCH NICHT BEREIT FÜR DAS WAS BLEIBT!!"  

Freitag, 5. Juli 2013

#51

 MOONLIGHT BUILDS EMOTION AS THE PLAYERS SCUTTLE IN

Pull the curtain back and let the show begin.

 

 


"Warte, ich hab noch nicht mal deine Nummer!" 
"Ich geb sie dir"
"Hab mein Handy nicht mit.
"Mein Akku ist leer"

"Hast du Zettel und Stift?" - Sie löst seinen Griff, mit dem er sie festhielt, während sie in ihrer Tasche kramt. 
"Ich schreib sie dir auf den Arm" - Sie krempelt seinen Ärmel hoch. Mit ihrem Cayal beginnt sie ihre Nummer auf seinen Unterarm zu schreiben. Zuerst die Vorwahl, dann eine 4 und eine 9. Bevor sie die Null schreibt zögert sie. Vor geistigen Auge sieht sie diese Nacht noch einmal wie im Film...

Sie ist mehr oder weniger aus dem Lokal geflüchtet. Frische Luft schnappen nennt sie es und steht nun doch mit einer Zigarette zwischen den Fingern am Gehsteig. Beobachtet die Menschenmasse, die sich hier um sie herum bewegt. Hin und wieder erhascht sie Blicke der Menschen, die sich an ihr vorbeidrängeln. Komischerweise rempeln diese betrunken Menschen nur sie an - C l i v e berühren sie nicht. Er war ihr nach draußen gefolgt, hatte sich neben sie gestellt und ihr Schweigen schweigend ertragen. Sie nimmt einen Zug von der Zigarette, schüttelt kaum merklich den Kopf und spuckt auf den Boden. Er war voll mit Glasscherben. Es waren viel zu viele, als dass es sich nur um ein zerbrochenes Glas handeln konnte. Ein Grinsen zog sich über ihr Gesicht, doch war es kein zufriedenes oder gar glückliches Grinsen. Nein es war eher dieses spöttische Grinsen über sich selbst. Manchmal fragte sie sich, ob sie es wohl schon so gut drauf hatte wie C l i v e?!
Diese Scherben, sie knirschten unter ihren Doc Martens. Ein Zucken. Hatten die anderen Menschen dieses Knirschen, dieses Kratzen gehört? Nein, sie waren viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt. Liefen panisch vor Taxis und Autos, konnten kaum mehr stehen, versuchten verzweifelt ihre knappen Röcke zurecht zu bekommen, in dem sie immer wieder daran zupften und zogen. Es roch nach Sex. Nach Sex, Alkohol und einer verregneten Sommernacht. Sie war angewidert von ihnen allen, doch am meisten war sie von sich selbst angewidert - war sie doch kein Stück besser. Sie konnte ja noch nicht mal so einen knappen Rock tragen. Zu dicke Oberschenkel, von den Narben mal abgesehen. Und diese Scherben hier, es schien ihr in den Sinn zu kommen, dass es genausogut ihre Scherben sein konnten. Die Scherben ihres Lebens, das sie auf den Boden geworfen hatte. Irgendwo vor einer abgefuckten, stickigen Bar, die bewacht wurde von zwei Kolossen, die die Unfreundlichkeit in Person waren. Sie war kein Stück besser als sie alle zusammen. 
Zwischen den Scherben drückte sie unter ihren Schuhen die Zigarette aus und machte sich auf den Weg zurück in diese eklige Bar, in der sich nur eklige Menschen befanden. Es war einer dieser Nächte...einer dieser versauten Nächte in der man am liebsten überall anders wäre - nur nicht hier. 

...sie zeichnete ihm eine Eins auf den Arm und beendete mit vier weiteren Zahlen die Nummer. Darunter ihre Name - nicht ihr echter, aber einer der ihr gefiel. 
"Danke - du bist wirklich ein besonderes Mädchen." - Er küsste sie auf den Mund 
"...und ein besonders schönes noch dazu. Ich melde mich morgen bei dir."
"Ja....'mach das'. Gute Nacht - komm gut nach Hause!" - Sie dreht sich um und verschwindet hinter der Haustüre. Er geht, nimmt sie an, denn sie sieht nicht zurück. 


Mittwoch, 3. Juli 2013

#50

MIT ZERISSENEN JEANS UND BLUTIGEN KNIEN

liegen wir hier und können diese Luft nicht mehr atmen

 




Sie frisst und frisst und frisst. Ja, denn essen kann ich das nicht nennen, das sie da tut. Ich sehe ihr aus sicherer Entfernung zu, aus Angst, dass sie auch mich noch verspeisen will. Ihr Blick ist wütend und sie ist in Rage. Sie hat da etwas in ihren Augen...dieses Funkeln. Ich würde es als irre und verstörend nennen. Als ob man ein Tier eingesperrt und verängstigt hätte. Doch diese Angst versteckt sie gekonnt unter einer Maske aus Mascara und Lipgloss. Sie versteckt sie hinter einer Sonnenbrille und langen Hosen. Und jetzt seht sie euch an, wie sie da sitzt, gerade eben diese Brötchen vertilgt, schlingt sie noch zwei Brote mit einer Zweicentimeterschicht Nutella hinunter. Sie scheint nicht mal mehr zu kauen. Vielleicht weil sie nicht will, vielleicht weil sie so müde und kaputt ist, dass sie keine Kraft mehr hat ihren Mund richtig zu bewegen. Sie starrt dem Fernsehbildschirm entgegen, doch sie nimmt nicht wahr, was sich darin abspielt.
Ich ekel mich vor ihr, ich kann sehen wie ihr fetter Bauch wächst und wächst. Und ich bin nicht die einzige, die sie so anstarrt. Alle anderen werden es auch tun. Woher hat sie vor zwei Tagen den Mut genommen sich im Bikini zu zeigen?
Ich kann ihre Gedanken lesen. Ich weiß, warum sie heute wieder so drauf ist. Immerhin war ich dabei, hab ihr aus dem Spiegel entgegengeblickt, als sie beim Frisör gesessen ist. Danach war sie noch Haarpflege, Duschpflege und ein Müsli einkaufen. Kurzerhand hat sie zu einer Tafel Schokolade gegriffen. Nein, nein, sie war sehr ordentlich, denn sie hatte dabei nicht an sich gedacht. Nein, an ihre Mutter hatte sie gedacht, denn es war die Lieblingsschokolade ihrer Mutter.
Doch was war das? Sie wischt sich eine Träne weg, bevor sie sich etwas Nutella weg vom Mundwinkel wischt. Freudig hat sie ihrer Mutter die Schokolade gegeben - ein Fehler. Nur unwirsche Predigt über Geldausgaben prallten ihr statt einem Danke entgegen. Nicht dass sie sich je Körperkontakt erhofft hätte. So was erhält sie von ihren Eltern schon lange nicht mehr. Wozu auch? Wozu braucht man Körperkontakt? Wozu braucht man Umarmungen? Wozu küsst man sich? Wozu sagt man sich wie gern man einander hat? Sie hat dahinter nie einen Sinn gesehen. Vielleicht wollte sie ihn auch nie sehen.
Wenn ich könnte, würde ich am liebsten zu ihr hingehen und ihr mit der flachen Hand ins Gesicht schlagen. Sie anschreien, dass sie sich zusammenreißen soll. Dass sie endlich aufstehen soll und ihr Leben in Ordnung bringen soll. Aber nein, sie sitzt nur da und bemitleidet sich selber.
Dabei ist sie doch selber schuld, dieses törichte, fette Stück Etwas. Sie schenkt jemanden etwas, um sich selber gut zu fühlen und positive Aufmerksamkeit zu erhalten. Egoistische Schlampe. Geh dich doch ritzen, du naives Emo-Kind.
Wir hassen dich alle.